Mythenumwobene Orte

Fiktion und Vorstellbarkeit

An Orten lichtliebender Dunkelheit, die bereits lange ungenutzt sind und die von der Vegetation eingenommen wurden, ist Vergänglichkeit greifbar und Geschichte präsent. Geschichte, die selbst die besten Kriegsfilme in Sachen Fiktion und Vorstellbarkeit hinter sich lässt. An Orten, die gut versteckt, inmitten von Wäldern, fast unberührt und lange unbesucht, findet sich eine kaum vorstellbare Gigantomanie.

Alles stammt aus einer Zeit, in der Mensch und Natur sich der Diktatur und dem damit verbundenen militärischen Größenwahn unterzuordnen hatten. Unvorstellbare Mengen an Beton und Stahl wurden verbaut, um den Bombardements der Alliierten standzuhalten und den vermeintlichen Endsieg zu verwirklichen. Anlagen und Gebäude, die sich durch ihre teils unzerstörbare Grundsubstanz nicht einfach abreißen oder gar wegsprengen lassen, sind nach Jahrzehnten der Verwitterung und der Zurückeroberung durch die umgebende Vegetation, zu einer Welt geworden, die geheimnisumwoben und düster, aber in ihrer Stille auch wunderschön ist.

Der Verfall jedoch schmerzt den Betrachter und zeigt zudem den menschlichen Unwillen, ein differenziertes Bild der Geschichte herzustellen und zu bewahren. Aber auch die politische Einsicht fehlt, diese „lost places“ als Erinnerungen festzuhalten oder als Neuanfänge zu gestalten. 

Denn was der Mensch heute verlässt, erobert sich die Natur zurück. Es sind die Mystik und die Dystopie der maßlosen Naziarchitektur, die ich als Künstler durch meine Fotoarbeiten abbilden und zum Ausdruck bringen möchte. Sie zeigen die morbide Schönheit des Verfalls und werfen die existentielle Frage nach unserem Dasein auf.

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